meinegeschichte003


3.) Der junge Rabe findet seinen Platz

Eines Tages kam er in ein kleines Dorf. Er flog mehrmals darüber hinweg, weil er hoffte, dass er so alles besser erkennen könnte. Er sah viele Häuser, eine Kirche mit einem dicken, breiten Zwiebelturm, ein Einkaufszentrum und eine Turnhalle. Aber nirgends sah er ein Schild „Bücherei“.

So flog er einfach noch einige Male über das Dorf hinweg und hielt die Augen offen. Plötzlich sah er ein Auto vor einem Haus halten. Eine Frau stieg aus und holte mehrere schwere Kisten aus dem Auto. Diese Kisten schleppte sie in das Haus. Als der Rabe näher hinschaute, sah er, dass die Kisten voller Bücher waren.

Er nahm allen Mut zusammen und fragte die Frau: „Wohin  bringen  Sie  denn diese Bücher?“ Die Frau wunderte sich über den sprechenden Raben, aber sie gab gleich Antwort: „Diese Bücher gehören der Gemeindebücherei. Die Gemeindebücherei war bisher in drei winzig kleinen Räumen untergebracht. Es war furchtbar eng; wir konnten gar keine neuen Bücher mehr kaufen, denn die hatten keinen Platz mehr. Nun haben wir in diesem Haus neue Räume bekommen, und jetzt ziehe ich mit den Büchern um.“ Der Rabe wäre fast nach rückwärts umgefallen vor lauter Aufregung, weil er endlich  eine  Bücherei  gefunden  hatte. „Darf ich die neue Bücherei mal ansehen?“, fragte er die freundliche Frau. „Ja, gerne! Es passiert nicht oft, dass sich Raben für die Bücherei interessieren. Aber du darfst natürlich nichts stehlen, das musst du mir versprechen. Diebe können wir hier nämlich nicht gebrauchen.“ „Da können Sie bei mir ganz sicher sein! Ich hasse Stehlen! Das hat schon meine ganze Familie geärgert, dass ich nicht stehlen wollte. Ich klaue sozusagen nur Wissen aus Büchern, und das schadet Niemanden, denn ich nehme das Wissen ja nicht weg.“

So war der junge Rabe in der Bücherei willkommen und schaute sich alles genau an. Er machte sich immer mal wieder nützlich und half beim Einräumen der Bücher. Wenn etwas Zeit war, durfte er in manche Bücher einen kurzen Blick werfen. Der Rabe war glücklich. Aber er getraute sich nicht, die Frau zu fragen, ob er ganz hier bleiben könne.

 Er kam jeden Tag vorbei und half, so viel er konnte.

Als die Bücherei ganz fertig eingeräumt war, hatte er sehr viel mitgeholfen und sich bei der Frau unentbehrlich gemacht. Sie war so froh an seiner Hilfe. Aber noch immer  getraute  er sich nicht, die Frau zu fragen. Die Frau hätte ihn gerne ganz da behalten, aber sie  fragte  ihn  nicht,  denn  sie dachte, er wolle sicher wieder weiter fliegen.

Eines Tages überlegte sie sich aber doch, ob sie ihn nicht fragen könnte. Sie musste aber vorher erst noch den Bürgermeister fragen, ob er einverstanden war. Das tat sie dann auch. Der Bürgermeister hatte zwar noch nie gehört, dass ein Rabe in einer Bücherei wohnt, außerdem musste er auch noch überzeugt werden, dass dieser Rabe wirklich nichts klaute außer Wissen aus Büchern. Aber nachdem er von der Nützlichkeit des Raben überzeugt worden war, stimmte er zu, dass der Rabe bleiben durfte, wenn er wollte.

Die Bücherei-Frau nahm allen Mut zusammen und fragte den Raben ob er nicht bleiben wolle. „Wäre es für dich wirklich so schlimm, wenn du hier in der Büchereibleiben würdest? Ich habe mich schon so an deine Hilfe gewöhnt und brauche dich dringend. Und ich mag dich auch sehr; ich würde mich sehr freuen, wenn du hier bleiben würdest und wir Freunde würde.“ Da musste der Rabe nicht lange überlegen und zog überglücklich in die Bücherei ein.

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