meinegeschichte002


2.) Jugendzeit

 

Und so wurden die beiden Rabenkinder groß.

Eines Tages rief der alte Rabenvater seine Kinder zu sich und sprach: "Meine lieben Kinder, nun seid ihr erwachsen. Es wird Zeit, dass ihr euch bald ein neues Zuhause sucht und euch selbst versorgt. Du, meine liebe Rabentochter, wirst sicher bald einen guten Rabenmann finden und mit ihm einen eigenen Horst bauen. Ihr werdet Kinder haben. So ist das Leben, und wir haben dich so erzogen, dass du lebenstüchtig bist. - Nur um dich, lieber Rabensohn, sorgen wir uns sehr. Du schlägst ganz aus der Art. Alle Raben klauen, bloß du willst nicht. Wie soll das nur mit dir weitergehen?" Aber der junge Rabe antwortete: "Ihr braucht euch um mich keine Sorgen zu machen. Ich finde es schlimm, wenn man Anderen etwas wegnimmt, was ihnen gehört. Das will ich nicht und werde es auch nie tun. Ich habe nämlich etwas viel Besseres gefunden, was ich "stehlen" kann, ohne dass ich es jemandem weg nehme: Ich klaue Wissen aus Büchern. Das ist interessant, macht Spaß und schadet niemandem, aber mir wird es nützen. Lasst mich nur machen, ich gehe schon meinen Weg."

 

Kurz darauf fand sich ein junger Rabenmann, der sich in das Rebenmädchen verliebte, und bald feierten sie Hochzeit. Danach nahmen sie Abschied von der Familie und suchten sich weit weg ein schönes Plätzchen, wo sie sich einen Horst bauten.

Auch der Rabenjunge verabschiedete sich von seinen alten Eltern und folg davon. Natürlich flog er zu seinem alten Freund Melchior in die Berghöhle. Melchior nahm ihn freudig auf, und von da an lebten sie fröhlich beisammen und lasen und der Rabenjunge lernte Vieles von Melchior. Auch die Menschensprache lernte der junge Rabe.

Aber eines Tages sagte Melchior zu seinem Rabenfreund: "Mein lieber Freund, wir hatten eine schöne Zeit mit einander. Und wir haben viel Neues und Interessantes gelernt. Aber jetzt habe ich dich alles gelehrt, was ich weiß. Mehr weiß ich nicht, und du bist noch immer wissensdurstig. Deshalb kannst du nicht bei mir bleiben. Du bist jung und ich bin alt. Du soltest in die weite Welt fliegen und noch Vieles lernen. Gib dich nie mit dem zufrieden, was du bisher weißt, sondern lerne dein ganzes Leben lang. Lernen macht das Leben reicher als Geld und Besitz. Und wenn man nichts Neues mehr lernen will, wird man alt. Lernen hält jung. Deshalb musst du fort von hier. Am besten suchst du dir ein Plätzchen in der Nähe von vielen Büchern.Es gibt in manchen Städten und Dörfern extra Häuser, in denen die Menschen Bücher ausleihen können. Man heißt sie Büchereien oder Bibliotheken. Wenn du so eine findest, hast du einen guten Platz gefunden. Aber nun gehn und lass es dir gut gehen."

Dieses Mal fiel der Abschied dem jungen Raben fast noch schwerer als der von seiner Familie, weil er einen Freund gehabt hatte, der ihn zutiefst verstanden hatte. Aber er wusste, dass der alte Melchior Recht hatte, deshalb riss er sich traurig los von Melchior und flog davon.

Doch wohin sollte er fliegen?

So flog er einfach in die Morgensonne hinein und hoffte, dass sie ihm den Weg zeigen würde.

Der junge Rabe flog weit fort, viele Tage und Wochen, über viele Wälder, Seen, Berge, Wiesen und Bäche. Er erlebte Sonnenaufgäne und Sonnenuntergänge und viele Abenteuer, die vielleicht später einmal erzählt werden.

 

 

 

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